Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Minimalinvasive Chirurgie und Proktologie

Viele Anrufer zu Tabuthema

(09.12.2022)

Expertinnen des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums am Klinikum beantworteten Fragen

 

Die Telefonaktion des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums (KBBZ) des Klinikums Straubing wurde gut angenommen. Viele betroffene Frauen und Männer nutzten die Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen. „Egal ob Blasenschwäche, Stuhlschwäche, Beckenbodenschwäche oder Beschwerden aufgrund einer Gebärmuttersenkung – es gibt für jede dieser Erkrankungen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten“, machte KBBZ-Leiterin Dr. Julia Peter Mut.

Hier die interessantesten Fragen an Dr. Peter (Urologie) und Irina Stell (Gynäkologie):

Ich verliere ab und an ein paar Tropfen Urin, vor allem bei körperlicher Anstrengung. Muss das schon operiert werden oder gibt es andere Möglichkeiten?

Wir empfehlen den Beginn eines gezielten Beckenbodentrainings unter Anleitung einer speziell dafür ausgebildeten Physiotherapeutin. Zudem kann man auch Volkshochschulkurse besuchen, welche meist auch von der Krankenkasse rückerstattet werden. Zwingend ist es aber, das Erlernte selbstständig zu Hause durchzuführen. Auch die Reduktion von Übergewicht und die Vermeidung von körperlicher Überbelastung, zum Beispiel schweres Tragen, trägt zur Verbesserung der Kontinenz-Situation bei.

Ich bin schon sehr alt und möchte keine Operation oder keine Medikamente einnehmen, ich komme auch mit Windeln zurecht. Aber welche Art von Inkontinenzversorgung wäre für mich gut?

Wichtig ist zu beachten, dass man keine Menstruationsbinden als Einlagen benützt, da diese auf die Konsistenz von Blut und nicht von Urin ausgerichtet sind. Es gibt eine breite Vielfalt an Kontinenzhilfen am Markt, wir bieten diesbezüglich auch eine spezielle Beratung am Klinikum Straubing durch eine dafür ausgebildete Krankenschwester an.

Ich habe keine Gebärmutter mehr, was kann sich bei mir überhaupt senken?

Bei fehlender Gebärmutter kann sich die Scheide senken, auch Harnblase oder Darm beziehungsweise Harnblase und Darm können tiefer treten. Ein schwaches Bindegewebe kann der Auslöser hierfür sein.

Welche Auswirkungen hat eine derartige Senkung bei Frauen im Alltag?

Funktionsstörungen der weiteren Organe im kleinen Becken – vor allem der Harnblase – sind die Folge. Betroffene verlieren dann ungewollt Urin, wobei es verschiedene Formen von Urininkontinenz gibt. Bei starkem Tiefertreten der Blase kann durch ein Abknicken der Harnröhre auch die Blasenentleerung behindert sein. Typisch ist für eine Senkung, dass die Beschwerden im Laufe des Tages zunehmen und morgens kaum vorhanden sind.

Wie häufig treten Senkungsprobleme bei Frauen auf?

Die Beckenboden-Probleme treffen vor den Wechseljahren etwa jede dritte Frau und nach den Wechseljahren etwa jede zweite Frau. Man ist damit keinesfalls alleine. In der Sprechstunde haben wir aber immer häufiger auch sehr junge Patienten, die gerade ihr erstes Kind oder noch kein Kind geboren haben und trotzdem unter einer Senkung oder Inkontinenz leiden.

Was kann man gegen Senkungsbeschwerden tun? Muss immer operiert werden?

Es muss oft operiert werden, aber nicht immer. Viele Beschwerden lassen sich durch andere Therapieformen wie Beckenbodengymnastik deutlich verbessern. Auch gibt es spezielle Hilfsmittel wie Silikon-Pessare, die die Frau nach Bedarf trägt und von der Krankenkasse bezahlt werden. Die Pessare eignen sich allerdings nicht für die Dauertherapie. -urs-

Kontinenz- und Beckenbodenzentrum (KBBZ)