Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Minimalinvasive Chirurgie und Proktologie

Inkontinenz - nicht immer muss operiert werden

(24.07.2018)

Großes Interesse an Telefonaktion des Klinikums St. Elisabeth zu Tabuthema

Bei der Telefonaktion des Klinikums St. Elisabeth zum Thema Inkontinenz stellten die Anrufer neben speziellen Fragen zum Thema Harn- und Stuhlinsuffizienz auch allgemeine Fragen zu den Untersuchungstechniken, zur Vorbereitung und zur Wartezeit auf einen Sprechstundentermin. Die vier Experten Oberärztin Dr. Julia Peter, Funktionsoberärztin Franziska Grumbeck, Oberärztin Irina Stell und Funktionsoberarzt Bernd Normann erläuterten auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen für Urologie, Gynäkologie, Chirurgie und der inneren Medizin im Beckenbodenzentrum (Telefon: 09421/710-6717, ).

Hier eine Auswahl der interessantesten Fragen:

Wie läuft eine Untersuchung in der proktologischen Sprechstunde für Patienten mit Darmerkrankungen ab?

Nach dem Gespräch zwischen Arzt und Patient über die Vorgeschichte der Erkrankung und den Gesundheitszustand erfolgt die Inspektion. Verschiedene Untersuchungen kommen abhängig von den Beschwerden des Patienten in Frage: Die digital-rektale Untersuchung, die Enddarmspiegelung, in bestimmten Fällen die Mastdarmspiegelung, die Endosonographie - ein von innen durchgeführter Ultraschall - und wenn nötig eine weiterführende Darmspiegelung, die in der I. Medizinischen Klinik am Klinikum erfolgt.

Muss man eine Stuhlinkontinenz immer behandeln?

Nein, bei fehlendem Leidensdruck natürlich nicht. Wenn zum Beispiel nur Winde, also Darmgase, oder nur sehr flüssiger Stuhl unkontrolliert entweichen, stört dies nicht jeden Patienten. Ansonsten sind aber bereits durch einfache Maßnahmen deutliche Verbesserungen bei Darminkontinenz erreichbar. Neben einer Ernährungsumstellung und Stuhlregulierung stehen weitere Therapievarianten zur Auswahl wie programmierte Darmentleerung, Darmerziehung, Darmlähmung, Beckenbodengymnastik, um die wichtigsten zu nennen.

Welche Möglichkeiten der Therapie gibt es für eine Inkontinenz nach einer Prostataentfernung?

An erster Stelle steht die nicht-operative Therapie mit einer Intensivierung des Beckenbodentrainings in Zusammenarbeit mit unseren niedergelassenen Physiotherapeuten. Wenn der gewünschte Erfolg ausbleibt, kann zum Beispiel die operative Einlage eines Bandes oder eines künstlichen Schließmuskels helfen.

Wie kann eine starke Dranginkontinenz (Harninkontinenz) behandelt werden?

Als erstes wird versucht, mit Medikamenten die Symptome einer überaktiven Blase zu unterdrücken. Aufgrund der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Medikamente sollte der Patient aber hier Geduld für die auf ihn individuell zugeschnittene Therapie aufbringen. Bei Nichtansprechen steht die Installation von Botox direkt in die Blase als ambulanter Eingriff in Lokalanästhesie oder Narkose zur Verfügung oder die dauerhafte Implantation eines Blasenschrittmachers. Bei der Blasenschrittmacher-Implantation kann gleichzeitig neben der Harninkontinenz auch eine Stuhlinkontinenz behoben werden. -urs-